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Senad Grosic: Vom Installateur-Lehrling zum BMX-Artisten.

© Stefan Voitl/Red Bull Content Pool

Senad Grosic: Vom Installateur-Lehrling zum BMX-Artisten.

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April 2015

Ich steh' echt drauf

Wenn dir der Chef empfiehlt, eine Auszeit zu nehmen, dann bedeutet das meist nichts Gutes. Für Freestyle-BMX-Profi Senad Grosic war es die Chance seines Lebens. Und er hat sie genützt.

 

Überraschenderweise kommt er per pedes. Wie ich. Wir treffen uns in einer Seitengasse am Rande einer Fußgängerzone – es gibt vielleicht idealere Treffpunkte, um mit einem, der hauptberuflich Tricks mit kleinen, robusten Fahrrädern vollführt, über seine Leidenschaft zu plaudern. Doch Senad Grosic ist derart beseelt von seinem Sport, dem Freestyle-BMX-Fahren, dass er seinem Vis-à-vis vermutlich überall glaubhaft vermitteln kann, dass sein Leben einem wahr gewordenen Traum entspricht. Auch wenn er seinerzeit die Mama kräftig anschwindeln musste, um überhaupt erst ein Radl zu bekommen.

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Senad Grosic_2015_RB_01_CMS.jpg Georg Oberlechner/Red Bull Content Pool © Georg Oberlechner/Red Bull Content Pool
Sein Erfolgsrezept: hartes Training – und unzählige Stürze, Blessuren und Knochenbrüche.
Senad Grosic_2015_RB_02_CMS.jpg Predrag Vuckovic/Red Bull Content Pool © Predrag Vuckovic/Red Bull Content Pool
Angefangen hat bei Senad Grosic alles mit einer Freestyle-Show.
Senad Grosic_2015_RB_03_CMS.jpg Predrag Vuckovic/Red Bull Content Pool © Predrag Vuckovic/Red Bull Content Pool
Senad ist mittlerweile 36 Jahre alt, und immer noch mit Feuereifer dabei.

BMX-Fahren und du, wie ging’s los?senad grosic: Es hat damit begonnen – da bin ich noch zur Schule gegangen –, dass ich eine BMX-Freestyle-Show gesehen habe, keine Ahnung mehr wo. Aber ich wusste genau: Das ist cool, das will ich auch machen. Doch Anfang der Neunziger ein Freestyle-BMX zu bekommen, war gar nicht so leicht, einfach weil es nicht so viele gab. Die Mama hat dann eines in einer Anzeigenzeitung gefunden, ein Richtiges, also eines, mit dem man eben Tricks machen kann.  

Du hast aber eine nette Mama ...

senad grosic: Ich habe ihr natürlich versprochen, dass ich in der Schule besser werde, mehr Bücher lese, Geschirr wasche und Staub sauge. Ich habe ihr überhaupt alles versprochen, nur damit ich endlich dieses BMX bekomme – und natürlich hat dann überhaupt nichts davon gestimmt. Denn sobald ich das Radl hatte, war ich nur mehr damit unterwegs.  

Wie ging’s dann weiter?

senad grosic: Das ist eine irre Geschichte. Ich hatte nur eine einzige Videokassette von BMX-Profis aus Amerika, trainierte alle ihre Tricks. Ich fuhr dann zu meinem allerersten Contest nach Deutschland – und wurde auf Anhieb Erster; weil die anderen nicht so viele Tricks draufhatten. Da habe ich mir gedacht: Super, so leicht geht das?

 Was kam nach der Schule?

senad grosic: Die Lehre. Ich bin währenddessen einige Shows gefahren, habe viel trainiert, aber ich wusste damals nicht, dass man mit BMX-Fahren auch Geld verdienen kann. Als ich dann mit der Lehre fertig war, habe ich alle meine Kosten zurückgeschraubt und einen 20-Stunden-Job angenommen, um noch mehr Zeit auf dem Rad verbringen zu können. Ich habe bei den Eltern gewohnt, hatte kein super Auto, keine Versicherungen, gar nichts – aber voll viel Zeit fürs Radfahren. Und die habe ich auch genutzt, bin oft zehn, zwölf Stunden am Stück am Rad unterwegs gewesen.  

Da warst du aber noch kein Profi?

senad grosic: Nein, aber ich hatte schon recht viele Bewerbe gewonnen zu der Zeit, das Preisgeld jedoch immer für neues Material ausgegeben. Irgendwann kam dann die erste Schuhfirma auf mich zu, die mich sponsern wollte. Das war schon ein Wahnsinn. Es war mir zu diesem Zeitpunkt unbegreiflich, dass man mit etwas, das man gerne tut, das man liebt, auch Geld verdienen kann. Irgendwann meinte dann mein Chef: „Du schaffst ja nicht einmal mehr die zwanzig Stunden pro Woche. Lerne mir jemanden an, der deine Arbeit übernehmen kann, und dafür gebe ich dir einen Sommer lang frei. Wenn’s mit der Karriere nicht klappt, kommst einfach wieder zurück.“ Er hat mir also eine Art Urlaub gegeben. 12 Jahre ist das jetzt her – der irrste und längste Urlaub meines Lebens.  

Du bist auch als BMX-Botschafter weltweit unterwegs – was machst du da?

senad grosic: Das funktioniert wie ein Workshop. Ich schau mir mit den Kids an, wie man eine gute Rampe baut. Worauf bei einem Foto geachtet werden muss. Was beim Videoschnitt wichtig ist. Und ich sag ihnen immer, dass die Schule vorrangig, ein guter Job enorm wichtig ist. Wenn ich dabei nur einen einzigen jungen Menschen dazu bringe, im BMX-Fahren seine Leidenschaft zu finden, dann ist das schon cool, dann habe ich meine Mission erfüllt.  

Was fasziniert dich am BMX-Fahren?

senad grosic: Ich habe schon immer gewusst, dass BMX-Fahren cool ist, ich steh’ echt drauf, wirklich. Außerdem fing ich erst damit an, als der Sport bereits uncool war, die Mountainbikes gerade schwer in Mode kamen. Nur waren die zu teuer für mich. Und dann war da eben diese eine Show, von der ich dir vorher schon erzählt habe. Die hat die Leidenschaft endgültig in mir geweckt.  

Du bist seit kurzem Vater, wie geht’s dir mit dem Doppel-Deal Papa und Profi?

senad grosic: Super! Ich dachte immer, ich komme dann weniger zum Trainieren. Bis jetzt klappt’s aber recht gut. Auch deshalb, weil ich ein perfektes Umfeld habe und mir in der Nähe eine Trainingshalle einrichten konnte.

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