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Unterwegs auf der Chianti-Weinroute bei San Gimignano.

© Corbis

Unterwegs auf der Chianti-Weinroute bei San Gimignano.

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Mai 2015

Es werde Licht

Eine Kulturreise zu den zeitlosen Wundern der Toskana.

Da glänzt sie also im Abendrot, die Stadt von Galileo Galilei, Leonardo da Vinci und Michelangelo. Der Dom von Florenz sollte, so lautete im 15. Jahrhundert wörtlich der Auftrag an die Architekten, das „schönstmögliche Gebäude“ werden. „Gelungen!“, möchte man ausrufen. Eine der Möglichkeiten, dieses Wunderwerk sozusagen auf Augenhöhe zu genießen, ist das Caffé La Terrazza im obersten Stock des Kaufhauses Rinascente auf der Piazza della Repubblica. 

Während das Licht immer traumhafter und die Gedanken immer konkreter werden, dreht sich das Gespräch unserer Gruppe bald um das, was eine Reise nach Florenz speziell und in die Toskana allgemein so einzigartig macht. Gewiss, die Region beherbergt fantastische Kunstwerke. Wie ein kultureller Magnet ziehen Museen, Kirchen, Plätze und Paläste Tag für Tag ganze Heerscharen von Menschen aus aller Welt an – von lauten Schülergruppen bis zu greisen Paaren, die ihren Lebensabend mit der Essenz des Daseins erfüllen möchten: mit Kunst und Wissenschaft. Galileo Galilei und viele andere begründeten mit der Wiederentdeckung antiken Wissens, mit Renaissance und Humanismus, die Neuzeit und in großen Teilen unsere westliche Zivilisation, wie sie noch heute aussieht. 

Das ist keine Kleinigkeit! Dieses Denken führt bis hin zu der revolutionären Erkenntnis des antiken Dichters Lukrez, der von dem Humanisten Poggio Bracciolini – natürlich ein Bürger von Florenz – für die Welt wieder entdeckt wurde: Für alle Dinge gibt es eine natürliche Erklärung, Übersinnliches brauchen wir nicht, um glücklich zu sein und ein gutes Leben zu führen. 

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Wir spazieren zu den Uffizien und zur Nachbildung des David von Michelangelo, der nackt auf der Piazza della Signoria repräsentiert und triumphiert. Viele beklagen ja die Touristenmassen an speziellen Orten wie diesen. Ich kann dem wenig abgewinnen. Während der Verfall der Bildung und der Sitten wortreich beklagt wird (ein Argument, das übrigens seit der Antike noch von jeder älter werdenden Generation vorgetragen worden ist), sollte man sich besser über die Anziehungskraft freuen, welche die Kunst der Renaissance auf so viele junge Leute ausübt. 

Dieses Staunen, diese Begeisterung ist praktisch von der ersten Minute an auch der rote Faden, der sich durch unsere Toskana-Reise zieht. Viele, die dabei sind, haben sich schon in den entferntesten Winkeln der Welt umhergetrieben. Andere haben eines Tages beschlossen, doch in die Toskana zu reisen – weil diese Region mit dem klingenden Namen "nicht weit weg ist und weil es schöne Dinge zu sehen gibt“. 

Italien_2015-03_San_Gimignano_FIB_01_CMS.JPG Roland Fibich 1
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Italien_2015-03_San_Gimignano_FIB_05_CMS.JPG Roland Fibich 3

1 Die Stadt der Türme: Zum Teil wohnen noch immer Menschen in den berühmten Geschlechtertürmen von San Gimignano. Hier galt das Motto: Je größer, desto besser. © Roland Fibich

2 Die Stadt der Künstle: Wahrscheinlich gibt es in keiner anderen italienischen Kleinstadt so viele Künstler auf so wenigen Quadratmetern wie in San Gimignano – viele von ihnen sind "Aussteiger" aus Ländern aus dem kalten Norden wie Deutschland oder Österreich. © Roland Fibich

3 Das beste Eis der Welt? So wird zumindest die Gelateri Dondoli in San Gimignano beworben. Wer wissen will, ob es stimmt, sollte zumindest auch die anderen Gelati entlang der Flanierroute zwischen den Geschlechtertürmen ausprobieren.  © Roland Fibich

In vier bis fünf Tagen kann man die wichtigsten und besten Plätze der Toskana während einer Pauschalreise bequem kennenlernen: neben Florenz, Pisa, Lucca und Siena auch noch Kleinode wie San Gimignano. Auch ein Ausflug in die Cinque Terre mit ihrer spektakulären Küstenlandschaft und den kleinen Fischerdörfern am Ligurischen Meer geht sich da noch aus. 

Jeder dieser stimmungsvollen Orte hat seinen eigenen Reiz. Erstaunlich etwa, dass man in Pisa in dem Gedränge zwischen Schiefem Turm (nach Restaurierungsarbeiten wieder zu besteigen) und Dom auch stille Orte der Einkehr und der Besinnung findet wie das Baptisterium. Hier wird zu jeder vollen Stunde ein schöner Choral angestimmt, dessen Echos durch die weite Halle schwingen.

Im Reich des Kultur-Overkills darf die dringend notwendige Stärkung des Körpers nicht zu kurz kommen. Mein persönlicher Lieblingsplatz ist das nicht ganz so touristische Lucca, wo ich gerne die teuren Restaurants auf der Piazza Anfiteatro meide und in den Gässchen gleich dahinter etwa in die Trattoria da Ubaldo pilgere. Vom Punk-Look des Besitzers sollte man sich nicht abschrecken lassen. 

In Siena mit seinem einzigartigen Hauptplatz-Ensemble schlägt man sich am besten in die etwas abgelegene Via Porta di Giustizia und bestellt im Ristorante Malborghetto herrliche Bruschettas, Vorspeisenteller mit Salami und Schinken, dann Tortellini mit Trüffel, schließlich – der große Hit in der Toskana – aufgeschnittenes Florentiner Steak und eine kräftige Portion Tiramisu als Abschluss. Empfehlungen für wirklich gute Lokale in der Toskana sind, gemeinsam mit hochinteressanten und witzigen Geschichten aus dem italienischen Alltag, die Stärken unseres Toskana-Kenners und Reiseleiters Sergio Ceron, der in Italien aufgewachsen ist und jetzt in Kärnten lebt.

Besonders beliebt bei Gruppenreisenden sind schließlich die stimmungsvollen Abende in der Fattoria il Poggio in dem kleinen Dorf Montecarlo mit einem Viergang-Menü (toskanische Vorspeisen, Pasta, Rippchen und Dolce). Dazu spielt abends draußen im Garten nicht nur die Musik auf, man kann auch toskanische Weine verkosten, so viel man will. Nach dem letzten Grappa wartet draußen zum Glück der Bus, der alle wieder sicher ins Hotel bringt.

Essen hält also auch in der Toskana Leib und Seele zusammen. Gemeinsam mit Kunst und Kultur ergibt das einen einzigartigen Lebensstil, den man einfach mögen muss. Über die Jahrhunderte hinweg erhellte dieses Gesamtkunstwerk unsere Welt, erstrahlt bis in unsere Tage, in Zeiten also, in denen Vernunft, Menschenwürde und Humanismus vielerorts leider auf dem Rückzug sind – ein tröstlicher Gedanke.

 

Das ÖAMTC-Reisebüro bietet Toskana-Reisen an. Alle Infos und Buchungen bei den Reisebüros des ÖAMTC und unter Tel. 0810 120 120.

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